Honda X-ADV 750 (2021) im Fahrbericht: Noch mehr Motorrad-Gene (2024)

Roller bedenken wir Motorradfahrer gerne mit einem milden Lächeln: Sind ja ganz nett und bestimmt praktisch, aber doch nichts für uns! Der Honda X-ADV allerdings bringt jeden, der ihn je bewegte, ins Grübeln. Denn er fährt sich wie ein Motorrad und sieht auch fast aus wie eins.

Toller Klang trotz Euro 5

Von vorne erinnert der Honda X-ADV an die Africa Twin, was kein Wunder ist, denn beide stammen vom italienischen Designer Maurizio Carbonara. Der zeichnete den 750-Zweizylinder für das Update nun schlanker und schärfer. Schon dieser herausfordernde Look macht Lust, sich auf der Stelle in Kurvengefechte zu stürzen. Hinzu kommt ein emotionaler Sound, dem die Euro-5-Anpassung nichts anhaben konnte. Der Motor klingt angenehm leise, entwickelt aber ein rhythmisches Pulsieren, das verdächtig nach V2 klingt. Doch unter dem Plastikkleid steckt ein Reihentwin, der mit seiner 270-Grad-Kurbelwelle den Klang eines 90-Grad-Motors bestens imitiert.

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Selbst das Aufsteigen funktioniert wie bei einem Motorrad. Nichts da mit Durchstieg à la Scooter, sondern hoch das Bein und über die straff gepolsterte, 82 Zentimeter hohe Sitzbank des X-ADV geschwungen. Diese hat Honda erneuert und dabei die Schultern abgerundet, damit auch kleinere Fahrer sicher mit beiden Füßen auf den Boden kommen. Bodenkontakt ist jetzt aber nicht gefragt, die Testerin scharrt in Vorfreude fast schon mit den Füßen. Also, selbige aufs Trittbrett gestellt – da ist er jetzt doch mal, der Roller-Charakter! – und ab auf dieTestrunde in den Abruzzen in Mittelitalien.

Ride-by-Wire-System ermöglicht Fahrmodi

Neu am Honda X-ADV ist das Ride-by-Wire-System, mit dem nun Fahrmodi einhergehen, welche wiederum mit dem Doppelkupplungsgetriebe (DCT) gekoppelt sind. Das hört sich kompliziert an – was es für die Entwickler bestimmt auch war –, macht sich in der Praxis aber ausgesprochen gut. Auf den langen breiten Strandpromenaden bei Chieti an der Adria, wo die Testfahrt beginnt, passt der Modus "Standard", mit dem die Automatik relativ früh hochschaltet und so den Benzinverbrauch zähmt. 3,6 Liter sollen es laut Honda im Schnitt sein, maßvoll für ein so großes und auch schweres Gefährt, denn trotz einer kleinen Diät beim Update bringt der X-ADV immer noch stramme 236 kg auf die Waage.

Nicht schalten müssen, aber dürfen

Entspanntes Cruisen klappt im Standard-Modus perfekt. Einfach die Füße auf dem Trittbrett nach vorn ausstrecken und leicht zurückgelehnt den Blick aufs Mittelmeer genießen. Bald aber wechselt die Szenerie auf dem Weg zum hoch gelegenen, wilden Majella-Nationalpark, wo es neben Wölfen sogar Braunbären gibt. Auf den steilen, oft verwinkelten und holprigen Straßen reichen die 59 PS zwar locker, dafür passt der Modus "Standard" nicht mehr so recht. Nur gut, dass Honda auch manuelles Schalten vorsieht, nämlich über einen Schalter links am Lenker. Kurve anvisieren, mit dem linken Daumen runterschalten, Motorbremse agieren lassen – und hinein in die Schräglage. Das hat wirklich kein anderer Roller drauf.

Testerin war bekennende DCT-Skeptikerin

Noch besser klappt’s im Kurvengetümmel im Modus "Sport", mit dem der Honda X-ADV fast immer genau dann schaltet, wenn man es selbst auch tun würde. Verblüfft überlässt die Autorin – bisher bekennende DCT-Skeptikerin – Hondas Doppelkupplungsgetriebe das Schalten. Präziser, leiser und ruckfreier geht es nicht mehr – großes Kompliment.

Mit den kürzer abgestimmten unteren Gängen und vier PS mehr erlaubt der Honda X-ADV eine knackigere Gangart als bislang, erst recht mit den Zubehör-Fußrasten (rund 350 Euro). Die Sitzposition entspricht dann einem sportlichen Mittelkasse-Motorrad, durch den nach vorn geneigten Oberkörper verlagert sich der Schwerpunkt, die Kontrolle klappt noch besser, und viel Rückmeldung bietet die einstellbare Gabel ohnehin.

Fußrasten für Geländeausflüge

Gedacht sind die Fußrasten aber auch für Geländeausflüge, für die es den Fahrmodus "Gravel" gibt. Die Traktionskontrolle greift dann nur noch minimal ein, ebenso das ABS. Doch auch wenn sich der Honda X-ADV auf Schotter erst mal spielerisch anfühlt: Übertreiben sollten es Ungeübte nicht, allein schon wegen seines Gewichts. Zudem fallen die Federwege nicht wirklich offroadmäßig aus.

Den Roller-Charakter bedienen im Grunde nur noch das Trittbrett, das 22-Liter-Staufach unter der Sitzbank, das neue, abschließbare Handschuhfach im Beinschild und das kleine 15-Zoll-Hinterrad, das den Stauraum erst ermöglicht. Ansonsten entsprechen Optik und Ausstattung einem aktuellen Motorrad, von den Fahrmodi bis zum Transponder-Schlüssel, vom Tagfahrlicht bis zum topmodernen TFT-Display. Die 59 PS reichen für rund 170 km/h Spitze. Honda offeriert außerdem Zubehörpakete, von "Adventure" (ab 1.100 Euro) bis "Travel" (2.349 Euro). Nicht billig. Aber das ist der Honda X-ADV auch nicht: Mit Nebenkosten werden für ihn 12.220 Euro fällig. Technik und Verarbeitung rechtfertigen den Preis zwar, doch die Motorradversion NC 750 X, die auf der gleichen Plattform basiert, gibt es für fast 4.000 Euro weniger.

Honda X-ADV ab 12.220 Euro

Womit wir bei der Eingangsfrage wären: Dass sich das ebenso ungewöhnliche wie gelungene Konzept in Deutschland bislang nicht durchsetzen konnte, dürfte auch am Preis liegen. Allerdings nicht nur, denn in Südeuropa verkauft sich der X-ADV recht ordentlich. Doch dort sind die Gräben zwischen Roller- und Motorradfahrern nicht so tief wie hierzulande.

Was ist neu?

  • Euro 5-konform
  • mehr Leistung (+ 4 PS)
  • mehr Drehmoment (+1 Nm)
  • höhere Maximaldrehzahl
  • (+ 600/min)
  • kürzere Übersetzung, mehr Durchzug und Beschleunigung
  • 1,4 kg leichter
  • Leichterer Rahmen
  • Ride-by-Wire
  • verbesserte Traktionskontrolle (3 statt 2 Stufen)
  • Fahrmodi (vier Standard-Modi, frei konfigurierbarer "User"-Modus)
  • Fünf-Zoll-TFT-Display
  • Connectivity
  • Tagfahrlicht
  • mehr Stauraum (Handschuhfach)
  • USB-Buchse
  • neue Sitzbank
  • verbesserter Windschild
  • schlankere und schärfere Optik

Fazit

Der überarbeitete Honda X-ADV präsentiert sich ausgereift und vielseitig wie nie. Er begeistert auf der Landstraße, bietet viel Wind- und Wetterschutz auf der Autobahn und praktischen Stauraum beim Shoppen in der Stadt. Nur ein Roller – das ist er nun eigentlich nicht mehr.

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Author: Edmund Hettinger DC

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